Die richtige Ernährungsform ist für manche Yogis eine Glaubensfrage und wird oft dogmatisch mit nur vegan oder vegetarisch beantwortet. Andere schwören auf ayurvedisches Essen oder die Empfehlungen aus den yogischen Schriften. Was die Yogaernährung beinhaltet und wie Sie damit fit und energiereich werden, verraten wir hier.

In den Yogasutren von Patanjali, einem der ältesten indischen Yogatexte, wird Yoga als 8-gliedriger Pfad beschrieben, dessen Ziel die Erleuchtung, Samadhi, ist. Am Anfang dieses Weges stehen die Yamas: Vorschläge für ein soziales Miteinander. Einer dieser ethischen Ratschläge ist das Prinzip von „Ahimsa“, Gewaltlosigkeit. Ahimsa beschränkt sich nicht allein auf die körperliche Ebene, sondern umfasst auch unsere Gedanken, Worte und Taten. So gehört die Rücksichtnahme zu dem Lebensprinzip der Yogis. Das schließt natürlich auch die Frage nach der richtigen yogischen Ernährungsweise mit ein, die im Sinne von praktizierter Gewaltlosigkeit, letztlich zu einer vegetarischen oder veganen Lebensweise führt. Das heißt umgekehrt jedoch nicht, dass Sie Vegetarier sein müssen, um Yoga zu praktizieren. Das Thema der „richtigen“ yogischen Enährung wird je nach Yogatradition unterschiedlich streng ausgelegt. Eine wichtige Rolle spielt, neben dem kulturellen Kontext, auch immer die saisonale und regionale Verfügbarkeit bestimmter Speisen.

Die drei „Gunas“

Die yogische Ernährung hat sich nicht von heute auf morgen entwickelt. Durch längere Beobachtungen fanden die Yogis heraus, welche Wirkungen die Nahrungsmittel auf den Körper und Geist haben. Daraus haben sie die Ernährung in die drei „Gunas“ eingeteilt. Damit konnten sie zeigen, welche unterschiedlichen Wirkungen die Grundeigenschaften haben können. So kann jedes Lebensmittel bzw. die Art der Zubereitung einem „Guna“ zugeordnet werden. Ziel ist es sich überwiegend mit sattvigen Lebensmitteln sich zu ernähren, damit sich der Körper und Geist einem klaren und harmonischen Zustand befindet. In den yogischen Schriften werden die „Gunas“ als drei Grundeigenschaften beschrieben. Also drei Qualitäten von Zuständen, in denen man sich oder in dem sich die Umwelt befinden kann. Diese „Gunas“ haben folgernd auch Auswirkungen auf den Zustand des Menschen.

Die drei qualitativen Prinzipien (Gunas) sind:

Sattvas (Leichtigkeit, Licht, Harmonie), Rajas (Aktivität und Bewegung) und Tamas (Trägheit und Dunkelheit).

Auch die Nahrungsmittel in der yogischen Ernährungsweise sind nach den drei „Gunas“, nach der Wirkung auf den Körper und Geist, eingeteilt. Empfohlen wird, sich überwiegend mit sattvigen Lebensmitteln zu ernähren, damit man einen klaren und harmonischen körperlichen Zustand erhält.

Yoga und Ernährung

Mit einer nach den yogischen Empfehlungen angelehnten Ernährung, können Sie langfristig und nachhaltig die Ernährung umstellen. Es sollte ausreichend Wasser getrunken werden, am besten bis zu 3 Liter am Tag. Das entspannte, langsame und bewusste Essen steht im Vordergrund. Die Nahrungsmittel sollen vitalstoffreich, frisch und naturbelassen sein.

Die sattvige Ernährung soll uns mit energiespendenden Nahrungsmitteln versorgen und Lebensmittel ausschließen, die den Körper schwächen und die Lebensenergie (Prana) negativ beeinflussen. Nehmen wir verstärkt fettreiche, schwer verdauliche, nährstoffarme und üppige Mahlzeiten zu uns, so wird der Körper und Geist schnell müde, schlapp und träge. Das Üben und das Meditieren fallen schwerer, der Geist ist in keinem klaren Zustand. So sollte die Nahrungsauswahl hauptsächlich sattvig ausgerichtet sein. Die frische und leichte Ernährung, belastet den Körper nicht und entwickelt so Harmonie und Energie auf allen Ebenen und wir fühlen uns ausgeglichener. Damit sind wir bereit für die Yogapraxis und fürs Leben.

Sattvige Lebensmittel-Beispiele:

  • Vollkornprodukte, Getreide
  • Kartoffeln
  • leicht verdauliches, reifes Obst und Gemüse
  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse und Samen
  • Milch und Milchprodukte
  • geklärte Butter, auch Ghee genannt
  • Milchvergorenes (z. B. Sauerkraut)
  • Speisen aus Grundnahrungsmitteln zubereitet
  • Schonende Zubereitung wie dünsten, blanchieren und dämpfen

Rajasige also anregende und aktivierende Nahrung, wie Eier, Kaffee, schwarzer Tee, scharfe Gewürze, saure Lebensmittel, sollen weniger verzehrt werden. Sie können eher unruhig machen. Jedoch können einige Lebensmittel in bestimmten Momenten auch stoffwechselanregend wirken und uns Energie geben. Deswegen müssen die rajasigen Lebensmittel nicht ganz vom Speiseplan gestrichen werden. Essen Sie diese in kleinen Mengen und zu dem passenden Zeitpunkt.

Rajasige Lebensmittel-Beispiele:

  • Kaffee und schwarzer Tee
  • scharfe Gewürze (Cayenne-Pfeffer und Chilli)
  • saure und bittere Lebensmittel
  • zu stark gewürzte und gesalzene Gerichte
  • Zwiebeln, Knoblauch
  • Rettich und Radieschen
  • weißer Zucker, Weißmehl und Produkte daraus
  • Eier

Tamasige Lebensmittel sollen laut der Yogalehre nicht auf dem Speiseplan stehen, da Sie sie sich mit diesen träge und schwer fühlen können. Sie sind „Gift“ für Körper und Geist und damit auch für die Yogapraxis. Dazu zählen faule, unreife oder überreifte Nahrungsmittel, Fleisch, Geflügel, Fisch, Fertigprodukte, Tabak, Alkohol und Drogen. Auch ein Übermaß an Essen kann eine tamasige Auswirkung auf den Körper haben.

Tamasige-Lebensmittel-Beispiele:

  • faule, unreife oder überreife Nahrungsmittel
  • Fleisch, Geflügel, Fisch
  • alles Vergorene wie z.B. Essig
  • Konserven, Fertiggerichte
  • zu lang gekochtes und warmgehaltenes Essen
  • stark gebratene, gegrillte oder frittierte Speisen
  • Alkohol, Nikotin

Yoga ist vielfältig – so soll auch die Wahl des Essens sein

Viele scheuen sich vor einer zu stark begrenzten Ernährungsweise und suchen nach einem gesunden und alltagstauglichen Mittelweg. Wir empfehlen, dass Ihre Basisernährung überwiegend sattvige Lebensmittel beinhalten soll. In Maße sind rajasige und tamasige Lebensmittel okay und nicht schädlich. Die persönliche Yogaernährung sollte ohne Verbote und Dogmen sein. Achten Sie darauf, was und wie viel Sie essen. Dann kommen Sie mit sich in den Einklang.

Yoga und Ernährung – nur vegan zur Erleuchtung?

Die traditionelle Yogaernährung ist vegetarisch ausgerichtet. So gelten bei den alten Yogis Gemüse, Getreide, Obst und Milchprodukte als positiv für den Körper, Fleisch und Fisch hingegen eher als schlecht. Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, ist ein Grundprinzip der Yogalehre und beschreibt das Mitgefühl und die Achtung gegenüber allen Lebewesen. Man soll friedlich und liebevoll zu allen Geschöpfen auf der Welt sein. Darüber hinaus soll der Verzehr von Fleisch müde, träge und nervös machen, was wohl an der langen Verweildauer im Magen-Darm-Trakt liegt, da Fleisch 12 h benötigt bis es verdaut ist. So braucht der Körper viel Energie, was wiederum müde macht. Die Ernährung soll Körper und Geist mit Lebensenergie versorgen, zur Konzentration und zu einem klaren Geist beitragen. Einige Yogis setzten sogar auf eine vegane Ernährung und verzichten, im Gegensatz zu den Empfehlungen der yogischen Schriften, komplett auf tierische Produkte wie Milchprodukte, Ghee (geklärte Butter), Honig und Eier. Jedoch sollte jeder für sich selbst entscheiden, was er isst. So ist eine rein vegane Ernährungsweise relativ streng und mit vielen Verboten behaftet. Rigide Vorgaben und Verbote können auf uns jedoch Druck ausüben und uns ein schlechtes Gewissen bereiten. Das führt wiederum nur zu weiteren Stress, was sich negativ auf Körper und Geist auswirkt. Aus diesem Grund ist eine etwas lockere und alltagstaugliche Lebensweiseempfehlenswert. Essen soll nicht dogmatisch sein, sondern auch gut tun und schmecken. So kann auch ab und zu mal ein Stück Bio-Fleisch keine „Sünde“ sein.

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